Darmkrebsvorsorge ist wirksam.
Aber nur wer mitspielt, kann gewinnen!

Hintergrund des Fragebogen

Wirksamkeit der Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache und die dritthäufigste diagnostizierte Krebsart weltweit [1]. Im Jahr 2019 erkrankten in Deutschland rund 60.000 Menschen an Darmkrebs [2].
Meistens entwickelt sich Darmkrebs aus sogenannten Darmpolypen (Adenomen), die in der Regel bei einer Darmspiegelung sicher entfernt werden können [3]. Regelmäßige Endoskopien sind daher in der Lage, das Darmkrebsrisiko deutlich zu senken.
Die prospektive Studie der Nordic-European Initiative on Colorectal Cancer (NordICC) mit fast 85. 000 Erwachsenen im Alter von 55 bis 64 Jahren zeigte einen Rückgang der Darmkrebsfälle um 31 % und eine Verringerung des Risikos, an Darmkrebs zu sterben, um 50 % bei Personen, die sich einer Vorsorgedarmspiegelung unterzogen, im Vergleich zur Kontrollgruppe [4].
Die Zahl der Neuerkrankungen ist in Deutschland seit 2004 rückläufig und Daten des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass die jährliche Inzidenz, die bis 2003 noch gestiegen war, bis 2012 bei Männern um 26 % und bei Frauen um 17 % gesunken ist. Auch die altersstandardisierten Sterberaten sind in den letzten zehn Jahren bei beiden Geschlechtern um mehr als 20 % gesunken [5].
Ein zentraler Auslöser für diese Entwicklung dürfte das seit 2002 in Deutschland durchgeführte Screening-Programm sein, das neben der Darmkrebsfrüherkennung auch die effektive Entfernung von möglichen Krebsvorstufen im Darm ermöglicht. Damit gehört die Vorsorgedarmspiegelung zu den Maßnahmen, die nachweislich die Sterblichkeit in der Bevölkerung senken können [6]. In Deutschland wird die erste Vorsorgekoloskopie für Frauen ab 55 Jahren und für Männer ab 50 Jahren empfohlen, und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.


Niedrige Teilnahmeraten an der Vorsorgekoloskopie
Obwohl die Vorsorgekoloskopie eine wirksame Früherkennungsuntersuchung ist, ist die Teilnahmerate niedrig. In Deutschland liegt die Teilnahmerate an der Vorsorgekoloskopie bei den Anspruchsberechtigten in der Altersgruppe 55 Jahre und älter bei 20,8 % [7,9].
Die Gründe für die Nichtteilnahme der Anspruchsberechtigten an Vorsorgeuntersuchungen sind vielfältig und unterschiedlich. Bei der Darmkrebsvorsorge können die Darmreinigung und die endoskopische Untersuchung selbst ein Hindernis darstellen. Auch die potenziellen Risiken oder unerwünschten Wirkungen des Verfahrens können ein Hindernis darstellen. In seltenen Fällen kann die Darmspiegelung zu Komplikationen wie Blutungen (0,30 %), Perforation (0,08 %) oder Krankenhauseinweisung (0,095 %) führen [8][10]. Darüber hinaus können bei Vorsorgeuntersuchungen Krebs(vor)stadien entdeckt werden, die das Leben nicht beinflusst hätten und deren Behandlung mit allen damit verbundenen Risiken verbunden ist. Dieser potenzielle Nachteil der Überdiagnose und Überbehandlung kann Vorbehalte oder Ängste auslösen und ein Grund für die Nichtteilnahme sein. Schamgefühle auf Seiten der potenziellen Leistungsempfänger können ebenfalls ein hemmender Faktor sein.
Für die Leistungserbringer ist es wichtig, wie die Informationen bereitgestellt werden, und die Organisation des Screening-Verfahrens kann die Bereitschaft der Menschen zur Teilnahme beeinflussen. Eine einfache, schnelle und niedrigschwellige Information über die Indikation und den Ablauf der Vorsorgekoloskopie ist daher entscheidend. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Bereitstellung von Informationen, die einfach und anonym eingeholt werden können.


Fragebogen

Zur Abschätzung der Notwenigkeit einer Vorsorgedarmspiegelung bei beschwerdefreien Personen wurde auf Grundlage der  deutschen Leitlinien zum kolorektalen Karzinom (Dickdarmkrebs) ein Fragebogen entwickelt, der auf dieser Internetseite abrufbar ist [11].


Literatur

1. Siegel RL, Miller KD, Jemal A. Cancer statistics, 2020. CA Cancer J Clin 2020; 70: 7-30
2. Krebs in Deutschland für 2017/2018. 13. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin.
3. Stryker SJ, Wolff BG, Culp CE et al. Natural history of untreated colonic polyps. Gastroenterology 1987; 93: 1009-1013
4. Bretthauer M, Loberg M, Wieszczy P et al. Effect of Colonoscopy Screening on Risks of Colorectal Cancer and Related Death. N Engl J Med 2022; 387: 1547-1556
5. Hüppe D. Darmkrebsvorsorge zeigt Wirkung. Gastro-News 2018; 05: 58-60
6. Brenner H, Altenhofen L, Stock C et al. Expected long-term impact of the German screening colonoscopy programme on colorectal cancer prevention: analyses based on 4,407,971 screening colonoscopies. European journal of cancer 2015; 51: 1346-1353
7. Anne Starker NB-S, Klaus Kraywinkel, Ronny Kuhnert. Inanspruchnahme der Darmspiegelung in Deutschland. Journal of Health Monitoring 2017
8. Pelullo CP, Torsiello L, Della Polla G et al. Screening for colorectal cancer: awareness and adherence among Italian women. Eur J Gastroenterol Hepatol 2022; 34: 1231-1237
9. Deutschland ZfrdkrVidB. Teilnahme an gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen (fäkaler okkulter Bluttest (FOBT), Koloskopie) und an Beratungen zur Prävention von Darmkrebs.  2016:
10. Pox CP, Altenhofen L, Brenner H et al. Efficacy of a nationwide screening colonoscopy program for colorectal cancer. Gastroenterology 2012; 142: 1460-1467 e1462
11. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.1, 2019, AWMF Registrierungsnummer: 021/007OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/ [abgerufen am: 11.04.2023].